
Wer Botswana und das Leben dort kennt, weiß, dass es in diesem Land nie zu viel fähige Menschen geben kann, die Autos reparieren, Häuser bauen und Äcker bestellen können. Die langen Strecken setzen dem Fahrzeug zu, die wachsende Nation benötigt Gebäude, und es braucht Wissen und Erfahrung, um in dem für die Landwirtschaft schwierigen Klima überhaupt eine nennenswerte Ernte einzufahren.
In Gang halten, aufbauen, säen und ernten: Auch in Botswana ist es wichtig, das Fachwissen der Berufe an die nächste Generation weiterzugeben. Berufliche Bildung, das hat hier einen besonderen Klang – wir wissen, dass eine Ausbildung den Grundstein legt für die Zukunft: Für die Zukunft eines Menschen, der sich eine Existenz aufbaut. Und für die Zukunft eines Landes, in dem einerseits so viele junge Leute eine Arbeit suchen, und in dem andererseits Fachleute händeringend gesucht sind.
Heribert hatte Ohren und Augen, eine ganze Wahrnehmung für das alles: In dem Land im südlichen Afrika, das ihm in seiner Zeit als Entwicklungshelfer für die GTZ so sehr ans Herz gewachsen war, gab es in Sachen Berufs- und Ausbildung immer etwas zu tun – für die Batswana und auch für ihn; und er stand den Menschen, die ihm anvertraut waren und zu denen er Kontakt hatte, dabei unermüdlich zur Seite.
Heribert war Berufsbildungsexperte, doch vor allem war er Pädagoge. Lernen, lehren – das braucht Gegenseitigkeit und Vertrauen, und da geht es um mehr als reines Fachwissen. Heribert baute Vertrauen mit seiner unverwechselbaren Art auf. Als Leiter staatlicher Oberstufenzentren und Technischer Fachhochschulen in Botswana wäre es für ihn nicht anders gegangen, und wir von der DGFB konnten daran teilhaben.
Heribert war seit langem Mitglied unseres Vereins, und er nahm an ungezählten Jahrestagungen in Erlangen, Gießen, Berlin und Hannover teil. Er trug zu diesen Treffen mit Vorträgen, Berichten und Präsentationen bei, und dank ihnen warfen unsere Treffen immer auch einen Blick auf die spannende Frage, wie das demographisch junge Land Botswana die Fachausbildung und Qualifizierung seiner nächsten Generation organisiert. Niemand sonst als Heribert hatte diese Einblicke.
Das alles gelang ihm mit Offenheit und dem weiten Blick über den Tellerrand des eigenen Fachgebiets: Unvergessen ist sein Projekt, ein Fußballteam aus Botswana mit Kickern aus Deutschland zu einem Spiel in „Jeremane“ zusammenzubringen. Heribert war mit Begeisterung bei der Sache, wenn es um die Musik und die Auftritte in Deutschland der „Kalahari Roses“ ging oder um die Lyrik der botswanischen Poetry-Slammerin TJ Dema. Er verband all diese Themen – für die DGFB-Tagung 2014 meldete er als Thema für seinen rund 30-minütigen Vortrag an: „Kalahari Roses und TJ Dema im Spiegel des Landesinformationsportals Botswana“.
Ein solcher Brückenschlag war typisch für Heribert, und er war nie weit weg vom Pädagogisch-Didaktischem. Zum Beispiel: die von ihm über Jahre mit Liebe zum Detail aufgebaute und gepflegten Länder-Infoseite der Länderinfoportal der GTZ, für die er auch noch lange nach seiner aktiven Zeit als Entwicklungshelfer in Botswana die Verantwortung übernahm. Wenn er selbst – als passionierter Fotograf – keine eigenen Fotos zur Hand hatte, organisierte er sie bei den Mitgliedern der DGFB. Über das Internet-Archiv und eine PDF-Datei kann man sich auch heute noch einen Eindruck davon verschaffen, dass neben Fachwissen und Detailfreude auch die große Liebe zu den Menschen Botswanas und die Anerkennung für ein ganzes Land ihn auch bei dieser Aufgabe begleiteten und beflügelten.
Es passt dazu, dass Heribert immer wieder als Referent für Botswana und einige andere Länder der Entwicklungsgemeinschaft des Südlichen Afrikas (SADC) bei der Akademie für internationale Zusammenarbeit (AIZ) in Bad Honnef tätig war. Botswana ist schon lange kein „Entwicklungsland“ mehr; die „Entwicklungshilfe“ wurde zur „Zusammenarbeit“; und Heribert hatte die Fähigkeit, in den 80er- und 90er-Jahren die eine Realität erlebt zu haben, ohne mit der anderen Realität eines sich entwickelnden Botswanas, zu hadern. Deutlich wurde das auch im Kontakt mit dem Team der vor sieben Jahren eröffneten Botschaft Botswanas in Berlin: Man kannte Heribert dort. Bei den Empfängen und Feiern zum botswanischen Unabhängigkeitstag stand er natürlich auf der Liste der Botschafterin – als Motswana im Herzen und als jemand, der dem Land und seinen Menschen auf Augenhöhe begegnete.
Nur zu gerne hätten wir Heribert auch bei der nächsten Jahrestagung der DGFB in unserer Runde gehabt, seinem Vortrag gelauscht und abends bei einem Glas Wein über alte Zeiten und neue Pläne philosophiert. Wir sind zutiefst traurig, dass das nicht mehr möglich ist. Am 4. Dezember 2022, einen Monat nach seinem 79. Geburtstag, ist Heribert Wilhelm Schmidt gestorben. Die Nachricht von seinem Tod erreichte uns Mitte Dezember. Unsere Gedanken sind bei seiner Familie, vor allem bei seiner Tochter Danielle. Wir legen unseren Respekt, unsere Anerkennung und unsere Dankbarkeit für den gemeinsamen Weg in diese Zeilen. Heribert, thank you, re a leboga. Go well, tsamaya sentle!