
Mitglieder der Deutschen Gesellschaft der Freunde Botswanas (DGFB) haben Lehrkräfte und Schüler aus Gießen auf eine deutsch-botswanische Schulpartnerschaft vorbereitet. Damit unterstützen die Engagierten des seit 1985 bestehenden Vereins mit ihrem Fachwissen das Entstehen einer neuen Kooperation im pädagogischen Sektor.
Die Gesamtschule Gießen-Ost und die Community Junior Secondary School in Radisele , eine Sekundarschule für die Jahrgangsstufen 8 bis 10 in Botswana, möchten künftig zusammenarbeiten.
Team der Freunde Botswanas bringt jahrelange Expertise ein
Bevor die Gießener Delegation aus Lehrkräften und Schülern im März 2025 zum ersten Austausch-Besuch aufbricht, nahmen sie Kontakt zum Team der DGFB auf, um sich zur Vorbereitung über kulturelle Besonderheiten Botswanas und das Schulleben dort ein besseres Bild zu machen. Michelle Lebang-Weisshaupt und Otmar Weißhaupt übernahmen diese Aufgabe. Beide DGFB-Mitglieder sind dafür bestens geeignet: Michelle Lebang-Weisshaupt stammt aus Botswana und arbeitete dort als Lehrerin; Otmar Weißhaupt war in der deutsch-botswanischen Entwicklungszusammenarbeit tätig. Sie leben in Deutschland, haben selbst Kinder und kennen sich somit in beiden Lebenswelten bestens aus.
Im Mittelpunkt eines eintägigen Workshops in Gießen im Februar 2025, an dem zwei Schüler und vier Lehrkräfte teilnahmen, standen Gespräche über kulturelle Besonderheiten und Traditionen Botswanas – dabei standen Grundwerte wie „botho“ („der Mensch wird erst Mensch durch das Leben in und mit einer Gemeinschaft“) oder gegenseitiger Respekt im Mittelpunkt.
Impressionen des Workshops
Konkret wurden diese Werte, die die botswanische Gesellschaft prägen, mit einem Blick auf Familienstrukturen, die Bedeutung des dörflichen Versammlungsortes („kgotla“) sowie spezielle Rollen von Männern, Frauen und der Kindern.
Unterschiedliche Lebenswelten im Blick
Auch die unterschiedlichen Lebenswelten auf dem Land und in den urbanen Zentren stand auf dem Lehrplan in Gießen: Wie auch in Deutschland unterscheidet sich in Botswana die Lebenssituation in einem Dorf wie Radisele deutlich von der in städtischen Regionen wie etwa in der Hauptstadt Gaborone.
Neben Gemeinsamkeiten des Lebens in Deutschland und Botswana lenkte das Team der DGFB den Blick auch auf Unterschiede, die man beim ersten Besuch im südlichen Afrika vielleicht nicht sofort bemerkt: Das Pendeln zwischen unterschiedlichen Lebensmittelpunkten wie Heimatgemeinde („home village“), Arbeitsort, „cattle post“ oder den „lands“, auf denen Landwirtschaft betrieben wird, ist grundverschieden vom Alltag, wie ihn die meisten Deutschen kennen.
Thema war auch die besondere Bedeutung des Christentums im Alltag der meisten Batswana; und die Lerngruppe erfuhr auch vieles über die Gestaltung für die Dorfgemeinschaft wichtiger Feste und Zusammenkünfte wie Hochzeiten oder Beerdigungen.
Setswana von Muttersprachlerin gelernt
In einem Einsteiger-Kurs zur Landessprache Setswana übte die Gruppe – angeleitet von Muttersprachlerin Michelle Lebang-Weisshaupt – die wichtigsten Worte zur Begrüßung. Damit ist die Gießener Gruppe auf die ausführlichen und individuellen Begrüßungs- oder Abschiedsrituale in Botswana gut vorbereitet. Bei der kultursensiblen Frage nach möglichen Fettnäpfchen im Umgang mit den neuen Partnern standen Aspekte wie Kleidung, Geduld oder ein sensibler Umgang mit unterschiedlichen Ansichten im Vordergrund.
Besonderen Anklang fand die von Michelle Lebang-Weisshaupt und ihrem Verein „Batswana and Friends in the Diaspora“ (BaFiD) ins Leben gerufene Aktion „Land im Koffer“. Damit bietet sich die Möglichkeit, Botswana regelrecht zum Anfassen zu erleben: Im Koffer finden sich Kleidung, landestypische Lebensmittel, Kunsthandwerk und Musikinstrumente.
Rezepte aus Botswana als kulinarischen Abschluss
Abschließendes Glanzlicht war ein gemeinsames Essen, das aus Botswana-typische Gerichten bestand. Auch die Mahlzeiten boten Chancen zum Lernen: Das Team der DGFB konnte die Sorge von Vegetariern zerstreuen, dass die botswanischen Gastgeber die Ablehnung von Fleisch missverstehen könnten. Auch wenn für die Menschen in Botswana die Viehzucht und auch der Verzehr von Fleisch einen sehr hohen Stellenwert haben, lässt sich die Zurückhaltung eines Vegetariers verständlich machen – wenn man Worte dafür findet, wird niemand brüskiert.